Yamaha Ténéré 700 vs. KTM 690 Enduro R

Yamaha Ténéré 700 vs. KTM 690 Enduro R

Zwei Motorräder, zwei Philosophien – aber ein gemeinsames Ziel: Abenteuer. Ich stand selbst vor der Wahl zwischen der Yamaha Ténéré 700 und der KTM 690 Enduro R. Beide Bikes versprechen Freiheit, Schotter, Gelände und weite Touren. Doch je mehr ich recherchiert, getestet und mit anderen Fahrer:innen gesprochen habe, desto klarer wurde: Die Unterschiede sind größer, als es auf den ersten Blick scheint. In diesem Beitrag teile ich meine persönlichen Eindrücke und technische Vergleiche – fundiert, aber verständlich – um dir die Entscheidung zu erleichtern, welches Bike besser zu dir passt.

1. Motor & Leistung im Vergleich: Twin gegen Single
Die Yamaha setzt auf den bewährten CP2-Motor: ein 689 ccm Parallel-Twin mit 73 PS. Laufruhig, drehfreudig, mit sattem Drehmomentverlauf – ideal für lange Etappen, auch auf der Autobahn. Die Kraftentfaltung ist kontrolliert und vorhersehbar, was besonders Fahranfänger:innen entgegenkommt.

KTM dagegen stattet die 690 Enduro R mit dem LC4-Einzylinder aus. Ebenfalls rund 75 PS aus 693 ccm, aber mit ganz anderer Charakteristik: bissiger, explosiver, mit spürbaren Vibrationen. Im Gelände sorgt das für ein direktes Gefühl zur Maschine – auf längeren Straßenetappen wird das allerdings schnell anstrengend.

Fazit: Wer komfortabel touren möchte, liegt mit der Yamaha vorn. Wer maximale Kontrolle im Gelände sucht, wird die KTM lieben.

2. Fahrverhalten auf der Straße
Auf Asphalt zeigt sich die Ténéré 700 von ihrer souveränen Seite: Die Front ist stabil, das Fahrwerk gut abgestimmt für wechselnde Beläge, und die Sitzposition ist angenehm aufrecht. Sie fühlt sich auf der Landstraße ebenso wohl wie im Stadtverkehr oder auf langen Touren.

Die KTM ist hier kompromissloser: schmal, hochbeinig, wendig – fast wie ein Enduro-Rennbike mit Straßenzulassung. Auf kurvigen Bergstraßen macht das richtig Spaß, doch auf längeren Strecken fehlt es an Windschutz und Komfort.

Fazit: Für Straßen- und Tourenfahrer:innen ist die Yamaha klar die bessere Wahl. Die KTM spielt ihre Stärken in kurzen, dynamischen Etappen aus.

3. Offroad-Performance: Hier zeigt sich der Unterschied
Im Gelände dreht sich das Blatt. Die KTM ist über 40 kg leichter als die Ténéré – das merkt man sofort. Enge Singletrails, tiefer Matsch oder technische Passagen meistert sie mit beeindruckender Agilität. Auch die WP-Federung ist hochwertiger und feiner abstimmbar.

Die Ténéré ist dagegen gutmütiger, fehlerverzeihender – perfekt für Fahrer:innen, die sich ins Gelände wagen, aber nicht am Limit fahren wollen. Sie kommt zwar nicht an die rohe Enduro-Leistung der KTM heran, punktet aber mit Stabilität und Kontrolle.

Fazit: Offroad-Profis wählen KTM. Wer Gelände „mitnehmen“, aber nicht dominieren will, wird mit der Yamaha glücklicher.

4. Wartung & Zuverlässigkeit
Hier zeigt Yamaha seine bekannte Stärke: Der CP2-Motor gilt als extrem robust, die Wartungsintervalle sind angenehm lang (z. B. Ventilspiel erst alle 40.000 km). Ersatzteile sind günstig und gut verfügbar.

Die KTM verlangt mehr Zuwendung: Kürzere Serviceintervalle, sensibler auf Pflege und Verschleiß. Dafür bekommt man eine technisch höhergezüchtete Maschine, die näher an einem Racebike ist.

Fazit: Für Reisende und Vielnutzer:innen ist die Yamaha praktischer. Die KTM erfordert mehr Hingabe – und belohnt das mit maximaler Performance.

5. Alltag & Reisen
Hier überzeugt die Ténéré mit durchdachten Details: 16-Liter-Tank, solide Reichweite, gute Ergonomie, umfangreiches Zubehörangebot für Gepäcksysteme. Auch mit Sozius ist sie klar komfortabler.

Die KTM ist minimalistischer: kleiner Tank, schmalere Sitzbank, kaum Windschutz. Wer viel reist, wird schnell Upgrades brauchen – die es zwar gibt, aber separat montiert werden müssen.

Fazit: Für längere Reisen oder tägliches Pendeln ist die Yamaha klar im Vorteil.

6. Zubehör & Tuning
Beide Bikes haben eine große Community und viele Zubehöroptionen. Die Ténéré ist allerdings bereits ab Werk „ready to travel“, mit vielen Haltepunkten und solider Serienausstattung.

Die KTM verlangt Individualisierung – was sie aber auch spannend macht. Vom Rallye-Tank über Softbags bis hin zur Rallye-Verkleidung gibt es alles – wenn man bereit ist, Zeit und Geld zu investieren.

Fazit: Die Yamaha ist ab Werk tourentauglich. Die KTM lässt sich zur Reiseenduro aufbauen – mit etwas Aufwand.

7. Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Ténéré 700 ist oft günstiger in der Anschaffung, im Unterhalt und bei der Versicherung. Die KTM ist teurer – dafür technischer, sportlicher und einzigartiger.

Fazit: Für das breite Publikum ist die Yamaha das bessere Angebot. Wer bereit ist, für Performance mehr zu zahlen, wird bei KTM fündig.

Am Ende hängt es davon ab, wie du fährst, wohin du willst und was du von deinem Bike erwartest.